Die allgemeine Meinung geht ja dahin, dass der
Drogenkonsum von Musikern erst in den 60ern
begonnen hat.
Das ist falsch, denn schon in den 20ern und 30ern
bis hin zu den 50ern wurde beispielsweise gekifft
was das Zeug hielt.
Beispiel frühen Marihuana-Konsums ist Luis Armstrong.
Auch Heroin etc. wurde konsumiert. Beispiel die
legendäre Bessie Smith und Ray Charles.
Allerdings war das damals wohl eher ein "schwarzes Problem"
und erst in den späten 50ern und 60ern wurde es zu einem
"weißen Problem".
Über die damalige Situation der Schwarzen allgemein muß ich
wohl kaum etwas erzählen.
Aber auch den ein wenig besser gestellten, erfolgreichen
schwarzen Musikern kam unverhohlener Rassenhass entgegen.
Schwarze durften nach Auftritten beispielsweise nicht in den
selben Hotels nächtigen wie die Künstler mit denen sie noch
ein paar Minuten vorher auf der Bühne standen.
Frank Sinatra, der sicher ein Strolch war, hat in diesem Bereich
allerdings Pionierarbeit geleistet, indem er für Sammy Davis
erreichte, dass dieser in einem "weißen Hotel" nächtigen "durfte".
Jedenfalls waren die Schwarzen aufgrund dieser Widrigkeiten
leichte Opfer von Sucht.
(Das was ich beschrieb ist natürlich nur eine sehr stark verkürzte
Darlegung der Situation)
In den 60ern, in der die weißen Künstler endgültig die schwarze Musik
adaptierten, wurden diese gesellschaftlich ins Abseits gerückt
wie es vorher nur die Schwarzen wurden.
Zudem konnten sich die Musiker, die meist aus sehr armen Verhältnissen
stammten, plötzlich all die Dinge leisten, von denen sie vorher
nicht zu träumen wagten.
(Im Gegensatz zu den in früheren Zeiten erfolgreichen Schwarzen
verdienten sie sehr viel Geld, die schwarzen Musiker wurden
gnadenlos abgezockt, selbst von ihren eigenen Leuten, siehe
Berry Gordy)
Weil aber dieser Überfluss an Erfolg, Sex und materiellen Dingen
irgendwann langweilig wurden, wurde irgendwann zu Drogen gegriffen,
um dieser empfundenen Tristesse zu entfliehen.
Danach gehörte Drogenkonsum für Rock-Musiker praktisch zum
guten Ton, dem sich nur wenige entziehen konnten. Und das scheint
bis heute anzuhalten.
War Drogenkonsum also in ganz früheren Zeiten ein Mittel dieser
rassistischen Welt zu entfliehen, ist er es später, und immer noch,
einfach chic.
Ich glaube nicht, dass es nötig ist, die Namen all derer aufzuzählen
die an Drogen regelrecht verreckt sind. Das würde etliche Seiten
ausfüllen.
Elvis übrigens war nicht im landläufigen Sinne drogenabhängig.
Er bekam während seiner Militärzeit von seinen Army-Kollegen
Aufputschmittel um den Nachtdienst besser durchstehen zu können.
Was wohl üblich war zu dieser Zeit.
Weil bei ihm aber noch verantwortungslose Ärzte am Werk waren,
glaubte er bis zu seinem Tode, dass sein Medikamentenkonsum
völlig legal und normal sei.
Einer dieser Ärzte hieß (ich hoffe ich schreibe diesen Namen
richtig) Dr. Nichopoulus, von allen nur Dr. Nick genannt.
Wem etwas aufgefallen ist, dem kann ich nur sagen völlig richtig:
der Dr. Nick von den Simpsons ist diesem Arzt nachempfunden...
Es ist zu vermuten, dass auch der "normale", ständig präsente Sex
den neureichen Musikern nicht mehr ausreichte und deshalb immer,
ich sage es mal neutral, ausgefallenere Praktiken ausgedacht wurden.
Ebenso wurde die bei vielen latent vorhandene und in früheren Zeiten
versteckte Bisexualität (Homosexualität war gesellschaftlich natürlich
viel, viel schlimmer - selbstverständlich) endlich ausgelebt.
Bei vielen denke ich, dass es auch in diesem Bereich ein guter
Schuß Rebellion gegen die verkrusteten Moralvorstellungen
der damaligen Gesellschaft war.
Wie gesagt, das von mir beschriebene war nur ein sehr
unvollständiger Abriss.
Empfehlenswert ist das Buch "Rock ´n´ Roll Babylon" von Gary Herman,
in dem die Irrungen, Wirrungen und Verwerfungen der Rock-Musik
ausführlich beschrieben wurden.